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Gruppenfähigkeit, ergebnisorientiertes Arbeiten, Erwerb der deutschen Sprache und die Wertschätzung eigener Ideen - hinter der bandboxx® steckt mehr als nur das Erlernen von musikalischen Fähigkeiten und die eigene CD am Ende des Projekts. Thomas Himmel nutzt die Musik, um Hamburger Jugendliche zu erreichen und ihnen ganz ohne pädagogischen Zeigefinger Kompetenzen zu vermitteln.

Begonnen hat alles im Jahr 2000 mit der Staatlichen Jugendmusikschule Hamburg, die ein mobiles Tonstudio ins Leben rief - den „Jamliner“. Zuständig für die künstlerische und pädagogische Etablierung war der Musikdozent Thomas Himmel. Aus der mehrjährigen Arbeit beim Jamliner entwickelte er die Idee für die bandboxx. Der Vorteil dieses Tonstudios im Container: Es fallen nur geringe Betriebskosten an und die Idee bleibt flexibel, da der Container im Bedarfsfall innerhalb weniger Stunden verlegt werden kann.

An drei festen Standorten in Hamburg gibt es nun das mehrfach ausgezeichnete Bandprojekt. Thomas Himmel gibt alle Workshops; unterstützt wird er durch einen FSJler und eine freiberuflich angestellte Musikerin. Die erste bandboxx entstand 2011 in der Jugendstrafanstalt Hahnöfersand. Hier konnte mit Spendenmitteln ein Zwei-Raum-Tonstudio eingerichtet werden. Da bisher die finanzielle Unterstützung für ein durchgängiges Bandprojekt fehlt, werden Wochenend-Workshops angeboten. Eine weitere bandboxx hat Himmel 2013 im Haus der Projekte in Veddel eingerichtet. Hier können vormittags Schülerinnen und Schüler aus Internationalen Vorbereitungsklassen an dem Musikprojekt teilnehmen, nachmittags steht die bandboxx allen ortsansässigen Kindern und Jugendlichen offen. 2015 enstand eine dritte bandboxx in Kooperation mit dem Hamburger Konservatorium. Sie steht in der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung (ZEA) Schnackenburgallee und richtet sich an geflüchtete Kinder und Jugendliche. Zusätzlich bieten Himmel und sein Team Workshops in Kooperation mit der CJD Wolfsburg – Die Chancengeber und Aktion Mensch an, auch außerhalb Hamburgs.

Das Konzept ist an allen Standorten und in den Workshops gleich: Fünf Kinder oder Jugendliche bilden eine Band, bestehend aus Schlagzeug, E-Bass, E-Gitarre, Keyboard und Gesang. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Dann geht es los: Himmel gibt den Bandmitgliedern eine kurze, anschauliche Einführung. Wie entsteht Klang? Wie funktionieren die Instrumente? Anschließend darf jeder die Instrumente ausprobieren. Über Body Percussion werden gemeinsam rhythmische Muster entwickelt und auf das Schlagzeug übertragen. Ideen für Melodie, Text und Gruppenaufteilung kommen dabei ganz von allein.
Ein entscheidender Punkt für die erfolgreiche Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen ist die Tatsache, dass Himmel nicht als Pädagoge, sondern als Produzent der Musik auftritt. Er erzählt: „Es ist unheimlich toll, die Entwicklungen in der Jugendszene aus erster Hand mitzuerleben. Kinder haben oft mehr gesellschaftliches Bewusstsein als Erwachsene.“ Die Texte und Ideen für Schlagmuster und Melodie kommen grundsätzlich von den Teilnehmenden selbst. Thomas Himmel gibt Input, wenn es irgendwo hakt. Mit den Jugendlichen aus den Vorbereitungsklassen entwickelt Thomas Himmel erst einfache Reime, um so Deutschkenntnisse zu vermitteln.

Die bandboxx finanziert sich überwiegend durch Spenden und Kooperationen mit Institutionen, die Honorargelder einwerben. Um ein regelmäßiges Angebot auch für Schülerinnen und Schüler der Ganztagsschule zu gewährleisten, setzt das Projekt inzwischen vermehrt auf die Zusammenarbeit mit Schulen. Dadurch kann die bandboxx als Neigungsfach angeboten und über die AG-Stunden der Schule mitfinanziert werden. Auch die persönlichen Kontakte des Musikdozenten helfen bei der Finanzierung: So konnten schon Gelder über Fürsprecherschreiben oder ein Benefizkonzert eingeworben werden.
Momentan arbeitet Thomas Himmel an der Verwirklichung weiterer Ideen, wie einem Computerprojekt und einem Schülerkongress. Auch die bandboxx soll sich weiter professionalisieren: Seit kurzem ist bandboxx als gemeinnützige GmbH angemeldet und somit berechtigt, in Zukunft selbstständig Spenden zu sammeln und Personen einzustellen.

Gefunden von: Stiftung Bürgermut
Geschrieben von: Louise Buscham

Expertentipp
Wer ein ähnliches Projekt auf die Beine stellen möchte, braucht vor allem Leidenschaft für das Thema. Auch persönliche Kontakte und Kooperationen sind für die Finanzierung unabdingbar. Thomas Himmel rät: „Seien Sie mutig! Folgen Sie Ihrer Intuition! Es lohnt sich, diese Arbeit zu machen. Lassen Sie sich auf keinen Fall beirren, machen Sie selbst Ihre Erfahrungen. Rat holen können Sie sich immer – zum Beispiel bei erfahrenen Musikerkolleginnen und -kollegen, im Austausch mit ähnlichen Projekten. Das Finanzproblem ist permanent vorhanden – also machen Sie etwas, von dem Sie überzeugt sind. Dann schaffen Sie es auch, finanzielle Durststrecken zu überwinden.“